Lipödem: Ursachen und Auswirkungen auf junge Frauen

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Lipödem: Ursachen und Auswirkungen auf junge Frauen

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Warum immer mehr junge Frauen von Lipödemen betroffen sind

In den letzten Jahren scheint die Zahl der diagnostizierten Lipödeme, insbesondere bei jungen Frauen, deutlich anzusteigen. Doch was führt zu dieser Entwicklung? Handelt es sich um ein tatsächliches Wachstum der Fälle oder eher um eine verbesserte Wahrnehmung und Diagnostik? In diesem Artikel beleuchten wir die Ursachen, werfen einen Blick auf mögliche Risikofaktoren und betrachten, wie sich Betroffene unterstützen lassen.


Was ist ein Lipödem und warum ist es so schwer zu erkennen?

Das Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich Frauen betrifft. Es führt zu einer disproportionalen Fettansammlung, insbesondere an Beinen, Hüften und Armen, die oft mit Schwellungen und Schmerzen einhergeht. Die Erkrankung wird häufig von einem Gefühl der Schwere und einem erhöhten Druckschmerz begleitet. Viele Betroffene berichten zudem von einer schnellen Zunahme des Fettgewebes trotz normaler Ernährung und Bewegung. Die Symptome treten meist schubweise auf und verschlechtern sich oft in hormonellen Umbruchphasen.

Leider wird das Lipödem häufig mit Übergewicht oder Adipositas verwechselt. Dies führt nicht nur zu falschen Behandlungen, sondern auch dazu, dass die Betroffenen lange auf eine korrekte Diagnose warten müssen. Laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie dauert es durchschnittlich sechs Jahre, bis ein Lipödem diagnostiziert wird. Erst in den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein für diese Erkrankung verbessert, was auch einen Anstieg der dokumentierten Fälle erklärt.


Warum sind junge Frauen besonders betroffen?

Der Anstieg von Lipödemen bei jungen Frauen ist auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen, die sowohl genetischer, hormoneller als auch umweltbedingter Natur sind.

Genetische Veranlagung

Ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung des Lipödems ist die genetische Veranlagung. Studien zeigen, dass die Erkrankung oft familiär gehäuft auftritt. Frauen, deren Mütter oder Großmütter betroffen sind, haben ein signifikant höheres Risiko, selbst ein Lipödem zu entwickeln. Genetische Prädispositionen allein reichen jedoch nicht aus. Es wird vermutet, dass sie durch bestimmte Umwelt- und Lebensstilfaktoren „aktiviert“ werden.

Hormonelle Umstellungen

Das Lipödem wird eng mit hormonellen Veränderungen in Verbindung gebracht. Besonders häufig tritt die Erkrankung während der Pubertät, der Schwangerschaft oder der Menopause auf. Diese Phasen sind durch starke Schwankungen im Östrogenspiegel geprägt. Östrogen beeinflusst die Fettverteilung im Körper und könnte eine Rolle bei der Fettansammlung in den typischen Lipödem-Regionen spielen. Ein weiterer Punkt ist die mögliche Östrogendominanz, ein Zustand, bei dem das Verhältnis von Östrogen zu Progesteron im Körper gestört ist. Diese hormonellen Ungleichgewichte können das Risiko für ein Lipödem erhöhen oder bestehende Symptome verschlimmern.

Moderner Lebensstil

Neben genetischen und hormonellen Faktoren spielt auch der Lebensstil eine entscheidende Rolle. Viele junge Frauen verbringen große Teile ihres Alltags sitzend, sei es bei der Arbeit, in der Schule oder im Studium. Bewegungsmangel führt dazu, dass die Durchblutung und der Lymphfluss beeinträchtigt werden – zwei wesentliche Faktoren, die das Fortschreiten eines Lipödems begünstigen können. Hinzu kommt, dass ungesunde Ernährungsgewohnheiten, wie ein hoher Konsum von Zucker und verarbeiteten Lebensmitteln, Entzündungsprozesse im Körper fördern, was ebenfalls mit der Entstehung von Lipödemen in Verbindung gebracht wird.

Umwelt- und Schadstoffbelastung

In den letzten Jahren haben Wissenschaftler begonnen, die Rolle von Umweltfaktoren bei der Entwicklung hormonell bedingter Erkrankungen wie dem Lipödem zu untersuchen. Endokrine Disruptoren – chemische Stoffe, die das Hormonsystem beeinflussen können – sind in vielen Kunststoffen, Kosmetika und Nahrungsmitteln enthalten. Substanzen wie Bisphenol A (BPA) stehen im Verdacht, den Hormonhaushalt zu stören und somit hormonelle Erkrankungen zu fördern.


Die Rolle von Schönheitsidealen und besserer Diagnostik

In einer Welt, in der soziale Medien und das Streben nach einem perfekten Körperbild eine große Rolle spielen, achten junge Frauen vermehrt auf Veränderungen ihres Körpers. Asymmetrische Fettansammlungen, Cellulite oder Schwellungen werden heute schneller bemerkt und medizinisch abgeklärt. Gleichzeitig ist das Bewusstsein für das Lipödem durch Aufklärungskampagnen, Beiträge in sozialen Netzwerken und die Arbeit von Patientenorganisationen deutlich gestiegen. Dadurch gehen mehr Betroffene zum Arzt, und die Diagnoseraten steigen.


Wie können Betroffene unterstützt werden?

Ein Lipödem ist zwar nicht heilbar, doch es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Zu den wichtigsten Ansätzen gehören:

  • Kompressionstherapie: Medizinische Kompressionskleidung verbessert den Lymphfluss und reduziert Schwellungen.
  • Manuelle Lymphdrainage: Diese sanfte Massagetechnik fördert den Abtransport von Gewebeflüssigkeit und lindert Schmerzen.
  • Sport und Bewegung: Besonders gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren helfen, die Muskulatur zu stärken und den Lymphfluss zu fördern.
  • Gesunde Ernährung: Eine entzündungshemmende Ernährung, reich an Obst, Gemüse und gesunden Fetten, kann den Körper unterstützen.
  • Operative Maßnahmen: In schweren Fällen kann eine Liposuktion (Fettabsaugung) erwogen werden, um das krankhafte Fettgewebe zu entfernen.

Quellen und weiterführende Literatur

  1. Deutsche Gesellschaft für Lymphologie: Studien und Informationen zum Lipödem
  2. Hormone and Metabolic Research: „The Role of Hormones in the Development of Lipedema“
  3. Umweltbundesamt: Endokrine Disruptoren und ihre Auswirkungen
  4. Patientenorganisation Lipödem Hilfe Deutschland e.V.: www.lipoedem-hilfe-ev.de

Fazit

Der steigende Anteil von Lipödemen bei jungen Frauen ist ein komplexes Zusammenspiel aus genetischen, hormonellen und umweltbedingten Faktoren. Gleichzeitig führen ein gesteigertes Bewusstsein und verbesserte Diagnosen dazu, dass mehr Betroffene frühzeitig Hilfe erhalten. Die Erkrankung ist zwar nicht heilbar, doch mit der richtigen Unterstützung lässt sich die Lebensqualität deutlich verbessern. Es bleibt wichtig, weiter zu forschen und aufzuklären, um das Verständnis für das Lipödem und die Bedürfnisse der Betroffenen zu fördern.

 

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